|
Kurzbiografie
*1948 in Leipzig (DDR); 1965-67 Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig; 1966 Aufnahme an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig; in den 70er und 80er Jahren experimentelle Filme, Performances, Collagen; seit 1988 verstärkte Hinwendung zum Dokumentarfilm; 1990 Gründung der "Lutz-Dammbeck-Filmproduktion"; seit 1992 Gastprofessur und anschließende Lehrtätigkeit an der Fachhochschule für Gestaltung, Hamburg; lebt und arbeitet in Hamburg.
Lutz Dammbeck erhielt in diesem Jahr den Käthe Kollwitz-Preis für seinen aufrechten, an den Systemen rüttelnden Gang erhalten, für seine Überzeugung, uns Bilder zu machen, uns verstehen zu lassen und Sinn nicht als gegeben, sondern als Einsetzen der Frage zu stellen." (Hubertus von Amelunxen)
Material + Links
Lutz Dammbeck Travestien der Kybernetik
Eingangsstatement [PDF | 6 S. | 96 kb]
Website zu Das Netz (Lutz Dammbeck)
http://www.t-h-e-n-e-t.com/
Das Netz - Die Konstruktion des Una-Bombers (2005) bei Edition Nautilus
185 S.; enthält Die industrielle Gesellschaft und ihre Zukunft von FC
http://www.edition-nautilus.de/proc.php?buecher/dammbeck/pol_netz.html
Lutz Dammbeck -Persönliches Excerpt von Steve Joshua Heims (1993): Constructing a Social Science for Postwar America. The Cybernetic Group 1946-1953
auf der Grundlage einer Rohübersetzung der für die Vorbereitung seines Films Das Netz interessant
erscheinenden Teile des Buches (Cambridge, London: MIT Press) (mit Genehmigung des Autors) [PDF | 34 S. | 352 kb]
"All Systems go" - Claudia Henne (rbb) und Christoph Amend (Die Zeit) im Gespräch mit Lutz Dammbeck - anläßlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises 2005 an Lutz Dammbeck.
(im Rahmen der Sendung "Pariser Platz 4", vom 6.6.2005 um 14.00 Uhr)
hier der 2. Teil des Gesprächs - mit dem Schwerpunkt »Das Netz« - als mp3 [26 min. | 35 MB]
- mit freundlicher Genemigung des rbb-Kulturradios
240 minutes talking about art, technology & cybernetics
Bisher unveröffentlichtes Interviewmaterial der im April und Mai 2002
von Lutz Dammbeck mit John Brockman, Stewart Brand, Heinz von Foerster, Robert Taylor, Larry Roberts, David Gelernter, Jack Burnham, Hans Haacke und Paul Garrin geführten Gespräche für den Film Das Netz
Dauerprojektion im Tesla Club Berlin
21. - 25. Juni 2005, 16.00 - 24.00 Uhr
weitere Werke von Lutz Dammbeck:
http://www.medienkunstnetz.de/suche/?qt=lutz+dammbeck
Projektklasse Dresden
http://www.projektklasse.de

Statement:
"Die Diskurse in Politik, Ökonomie und Kultur waren bestimmt von Schlagworten wie New Economy, Interaktivität, Virtualität, Networking, Grid-Computing, Hypertext, Aufmerksamkeitsökonomie, Cyberspace und, und, und.
All diese Begriffe entsprangen der kulturellen und gesellschaftlichen Disposition der letzten 50 Jahre, die von der Entwicklung und Einführung des Computers bestimmt war, aber auch von dem Traum der Weite, der Grenzenlosigkeit von Fortschritt und von neuen Lebensmöglichkeiten in bislang ungekanntem Ausmaß.
Vollelektronische Datenhighways, so die Vorstellung, würden künftig nicht nur einen Massenmarkt für Unternehmen schaffen, um über das Netz Informationen und Daten zu verkaufen, sondern auch Filme, Spiele, Musik, Bücher und Dienstleistungen aller Art.
Eine Wissensgesellschaft würde entstehen, gepaart mit neuen Kunstformen und neuen Ökonomien - ein Garten Eden, in dem alle Menschen glücklich und im Überfluß leben würden.
An der californischen Westküste der USA entwickelte sich in den 60er Jahren durch die Verschmelzung der kulturelle Boheme aus San Francisco mit den High Tech Industrien des Silicon Valley anscheinend ein Ort, wo diese Utopien Gestalt anzunehmen schienen.
Hier verband sich der frei schwebende Geist der Hippies mit dem unernehmerischen Antrieb der Yuppies, vereint im gemeinsamen, tiefreichenden Glauben an das emanzipatorische Potential der neuen Informationstechnologien.
Die von Marshal McLuhan und Norbert Wiener beeinflußten Technophilen glaubten, dass durch die Konvergenz von Medien, Computern und Telekommunikation eine elektronische Agora entstehen würde, in der die Macht der großen Unternehmen und Regierungen durch die Auswirkungen der neuen Technik gebrochen würde.
In diesem Geist entstanden, vor allem an der Ost- und Westküste der USA, eine alternative Presse, kollektive Radiostationen, Multimediakunst, Videogruppen, die Kultur der Hacker und erste alternative Computernetze.
Diese Medienaktivisten glaubten sich an der Front für ein neues Amerika zu befinden, das zugleich das Modell für die übrige Welt zu sein schien.
Nachdem psychedelische Drogen, Landleben, Kommunen, freie Liebe und Buckminster Fuller Dome sich als Sackgassen im Hinblick auf Gesellschaftsveränderung erwiesen hatten, erwartete man die Revolution nicht mehr aus der Aktivität von politischen Radikalen, sondern von den technologischen Durchbrüchen in den Firmen des Silicon Valley und den Laboren des MIT oder des Lincoln Lab, die ein kybernetisches Eden in Aussicht stellten.
Diese Pionierarbeit wurde großzügig von High Tech- und Medienindustrien gefördert, heute wissen auch wir: und vom Verteidigungsministerium und der CIA.
Von den ersten Großrechnern wie SAGE, Colossus bis zum EDVAC, von Flugsimulatoren bis hin zur Entwicklung des Internet, der Biowissenschaft, Genetik oder Künstlicher Intelligenz hing der Fortschritt der dafür notwendigen Computertechnologie in entscheidenden Momenten stets von staatlichen Forschungsgeldern ab....
Kunst ohne Widerspruch - Malerei ohne Malerei - Film ohne Film - Religiösität ohne Glauben - Marktwirtschaft ohne Markt - das sind die nur vordergründig absurd wirkenden Paradigmen der geschichtlosen Zeit, in die wir, wenn wir Wolfgang Pohrt und anderen in der Analyse folgen, nun eingetreten sind.
Wenn wir genauer hinschauen erkennen wir aber, dass diese Paradigmen nur der in die neuen Technologien und Maschinensysteme eingeschriebenen Logik und Programmatik folgen.
Diese Technologien finden wir heute in Druckereien, Setzereien, Foto- und Filmlaboren, Kinos, Tonstudios, Radio- und Fernsehstationen, wo sie den Takt der Produktion und auch zunehmend die Inhalte bestimmen.
Das verläuft in rasend schneller Entwicklung, der nicht nur die Theorie atemlos und desorientiert hinterhertaumelt.
Wir wissen immer noch nicht, ob man mit diesen Maschinen je die vorhergesagte neue Kunst wird machen können.
Was wir aber sicher wissen, ist: diese Maschinen werden nicht mehr verschwinden, und wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen.
Das ist nicht eine Frage von Interesse oder Nichtinteresse, sondern eine Zwangssituation. Natürlich kann man das auch ganz anders sehen.
Und genau das ist es, um was es geht: um einen kritischen Diskurs über diese Fragen, der die Verhältnisse
nicht verfestigt, sondern in Bewegung bringt.
Dieser Diskurs und die künstlerische Auseinandersetzung über das, was ist gehört zu den Grundaufgaben der Kunst.
Dabei geht es aber nicht nur um die Frage nach einer neuen Ästhetik, sondern auch um die Hinterfragung der Werkzeuge."
aus: Rede von Prof. Lutz Dammbeck zur Abschlussveranstaltung des Modelversuchs
Dresden, 22. April 2004; http://www.projektklasse.de/html/konzept/konzept.html

|
|